Foto: Peter Broell, 2009. - Dieser wunderschöne Tiger freut sich, dass er bald in hessischen Wäldern wieder heimisch werden wird. |
Ladies & Gentlemen,
die Nachricht, die mir am 1. April 2014 auf den Tisch flatterte, ist deshalb ausgesprochen brisant, weil es in hessischen Wäldern für Wanderer demnächst ungemütlich werden dürfte. Eine besorgte Sprecherin des Taunus-Wanderclubs aus Obererlenbach, welche öffentlich nicht genannt werden möchte, brachte es mit drastischen Worten auf den Punkt: "Unner aaner Stund fresse die disch ewe uff." (In weniger als einer Stunde fressen die dich jetzt auf)
die Nachricht, die mir am 1. April 2014 auf den Tisch flatterte, ist deshalb ausgesprochen brisant, weil es in hessischen Wäldern für Wanderer demnächst ungemütlich werden dürfte. Eine besorgte Sprecherin des Taunus-Wanderclubs aus Obererlenbach, welche öffentlich nicht genannt werden möchte, brachte es mit drastischen Worten auf den Punkt: "Unner aaner Stund fresse die disch ewe uff." (In weniger als einer Stunde fressen die dich jetzt auf)
In der Tat ist die Besorgnis der Wanderfreunde berechtigt: Raubtiere sollen ausgewildert werden. Die Gründe dafür sind hinlänglich bekannt und werden seit Jahren im Römer diskutiert. Demnach befindet sich der Frankfurter Zoo in einer verzweifelten Situation, denn die Raubtiergehege platzen buchstäblich aus allen Nähten. Dies hat vor allem damit zu tun, dass immer mehr arbeitslose Zirkustiere in der jüngeren Vergangenheit einfach den Zoos anvertraut wurden. Weil die Behörden auf Drängen der Grünen seit Jahren den Tierschutz zur Chefsache machten und rigoros von Zirkusunternehmen den Nachweis einer artgerechten Haltung der Raubtiere verlangten, hatte das zwangsläufig zur Folge, dass so gut wie jeder Zirkusdirektor die Raubtiernummer aus seinem Programmheft für immer streichen musste.
Weil aber kaum ein Dompteur es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, indem er seine geliebten Wildkatzen schlicht zu Tierfutter verarbeiten lässt, blieb für die Zirkusleute nur noch der Weg zum nächstgelegenen Zoo. Aber dort wartete stets eine böse Erfahrung: Schon am Eingangsportal des Frankfurter Zoo, wurde bereits im September 2013 ein großes Schild angebracht: 'Wegen Überbelegung der Gehege werden keine Raubkatzen aus Zirkussen angenommen. Anfrage zwecklos.'
Der nächste Schritt der Zirkusleute war dann in der Regel das frustrierende Anklopfen beim Frankfurter Ordnungsamt in der Braubachstrasse. Was soll mit Jaguar, Leopard, Tiger, Gepard und Löwe geschehen? Weil das Ordnungsamt sich aber mit derartigen Anfragen stets überfordert wähnte, wurde nun endgültig im Frankfurter Römer eine längst überfällige Entscheidung getroffen: Raubkatzen, mit Ausnahme der Löwen, sollen zunächst im Frankfurter Stadtwald und später in allen hessischen Wäldern wieder heimisch werden, bzw. ausgewildert werden. Dies hätte zum einen den Vorteil, dass zweibeinige Jäger das Rotwild nicht mehr jagen müssten, weil dies künftig von vierbeinigen Jägern viel gründlicher besorgt würde. Zum anderen würde den Raubkatzen ihr angestammter Raum, den diese in Germanien seit urdenklichen Zeiten innehatten, endlich wieder zurückgegeben. Löwen würden allerdings zunächst - wie bereits erwähnt - noch nicht ausgewildert, weil der König der Tiere eindeutig ein wärmeres Klima bevorzuge. "Wenn der Klimawandel noch einige Jahre anhält", so Frankfurts Stadtkämmerer Uwe Becker (CDU), "können in freier Wildbahn problemlos auch Löwen wieder in den Wäldern Hessens ihre natürliche Heimat finden."
Heftigen Protest, begleitet von wütenden Demonstrationen gegen diese Entscheidung, gab es erwartungsgemäß seitens der Gastronomie. Da aus nachvollziehbaren Gründen Reh, Hirsch und Wildschwein bald nicht mehr verfügbar sein dürften, sehen sich Restaurantbetreiber künftig gezwungen, Rehragout, Hirschgulasch und Wildschwein-braten von der Speisekarte zu verbannen. Dies hätte empfindliche Umsatzeinbußen zur Folge, meinte ein empörter Vertreter der Gastwirte. - Aber es gab auch andere Stimmen: Für die Entscheidung der Frankfurter Behörden sprachen sich mit Nachdruck Pietätunternehmen aus, wobei diese allerdings ihre Beweggründe der Presse gegenüber nicht näher erläutern wollten. --- Peter Broell